Turnerbund sucht Übungsleiter für die Vereinsarbeit
Rückschau auf eine herausfordernde und von strukturellen Veränderungen geprägte Saison
Harmonisch, sportlich und zügig sollte es bei der Jahreshauptversammlung des mit knapp 1.500 Mitgliedern größten Reilinger Vereins zugehen. TBG-Vorsitzender Georg Salzer hatte am frühen Freitagabend keine Mühe, in der Fritz-Mannherz-Mehrzweckhalle sein Versprechen einzulösen. Denn die Rückschau auf die vorjährige Dekade fiel grundständig durchaus positiv aus. Zu hören waren aber auch besorgte Stimmen, die sich mit unerfreulichen Tendenzen befassten, wie sie insbesondere bei den Handballern augenfällig werden. Neuwahlen standen aktuell nicht an. Sie werden erst im kommenden Jahr notwendig.
Vor dem Rechenschaftsbericht des ersten Vorsitzenden hielt die Versammlung einen Moment inne, um der sechs verstorbenen Mitglieder zu gedenken. Erst wenige Stunden zuvor war der langjährige Vereinskassier Walter Astor, Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenmitglied des TBG, zu seiner letzten Ruhestätte begleitet worden.
Nahezu 1.500 Mitglieder fühlen sich dem TBG verbunden
Begleitet von einer Bilderschau gelang Georg Salzer ein sehr anschaulicher, persönlicher Rückblick auf das fünfte Jahr seiner Amtszeit. So manches Glanzstück im Vereinsleben wurde in Erinnerung gerufen, wie beispielsweise der Aufstieg der zweiten Damenmannschaft in die Badenliga. Besondere Erwähnung fand auch „unser Aushängeschild“, die erste Damenmannschaft, „die in der dritten Bundesliga spielt und den Klassenerhalt geschafft hat“. Als weiteres Highlight führte Salzer das in Reilingen ausgerichtete 150jährige Jubiläum des Turngaus Mannheim an. Grund zur Freude habe die Turnerbundfamilie auch im kommenden Jahr, wenn die Handballabteilung ihr 100jähriges Bestehen feiern darf. Der Turnerbund sei einer der wenigen Vereine, deren Mitgliederzahl weiter anwachse. Seit Corona habe sich jedoch das Vereinsleben durchgreifend verändert, stellte Salzer mit einigem Bedauern fest, was auch an der eher bescheidenen Besucherresonanz der Mitgliederversammlung auszumachen sei. „Unsere Gemeinschaft lebt vom Zusammenkommen, dem gemeinsamen Erleben und dem Gespräch“, betonte Salzer und warb dafür, gerade in diesen, von Veränderung geprägten Zeiten, die Nähe des Vereins zu suchen und den Zusammenhalt zu fördern.
Kassier Werner Kief verschaffte einen sachkundigen Einblick in die aktuelle Kassenlage des Vereins. Demnach gelang es im zurück liegenden Jahr, einen Überschuss von knapp 18.000 Euro zu erwirtschaften. Mit knapp 84.000 Euro wurden die Vermögenswerte beziffert, denen 73.000 Euro an Verbindlichkeiten gegenüber stehen. Volker Hoffmann, der das Zahlenwerk gemeinsam mit Maria Schmitt geprüft hatte, attestierte eine vorbildliche Kassenführung, worauf es der Versammlung leicht fiel, den Kassenwart einstimmig zu entlasten. Auf Vorschlag des Ehrenvorsitzenden Dieter Hopf erhielt ebenso die Vorstandschaft ein mit Applaus bedachtes, entlastendes Votum der Mitgliederversammlung. Die beeindruckende, einen neuen Höchststand erreichte Mitgliederzahl, sei, so Dieter Hopf, eine tolle Bestätigung der geleisteten Arbeit.
Trainergewinnung bleibt eine Schwachstelle
Über die sich erst allmählich von den Corona-Einflüssen erholenden Aktivitäten berichteten acht Abteilungsleiter.
Bei den Turnern ist die Freude groß, wieder das komplette Programm ohne Einschränkungen bieten zu können und auf eine überaus positive Resonanz zu stoßen, sei es im Erwachsenen, Eltern-Kind, wie auch im Kleinkinderbereich. Als eine echte Bereicherung des sportlichen „Portfolio“ nannte Claudia Butz das neue Yoga-Kursangebot. „Gemeinsam aktiv sein, ist keine Frage des Alters“, war ihr Credo. Louisa Rückert zeigte die von den Jugendlichen ausgehenden Initiativen auf, von denen der Verein umfänglich profitiert. Mit Anlaufproblemen zu kämpfen hatten die Volleyballer. Christoph Scheiber zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich die Teilnehmerzahl im Training der Mixed-Mannschaft und der zwei Jugendgruppen noch steigern lässt. Volker Müller beschäftigt die Sorge, qualifizierte Trainer für den wieder in vollem Umfang aufgenommenen Sportbetrieb der Leichtathleten zu gewinnen. Erfreulicherweise würden Mitstreiter aus der Elternschaft das verkleinerte Trainerteam unterstützen. Aktuell sind bis zu 60 Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 17 Jahren zweimal wöchentlich im Training. Nach einer komplett skifreien Saison freut sich Dieter Werner von der Abteilung „Schneesport“ über einen geglückten Wiedereinstieg. Das vielseitige Angebot käme dank genügend qualifizierter Übungsleiter bestens bei den Akteuren an. Fritz Seidel konnte auf eine erfolgreiche Wandersaison mit reizvollen Wander- und Radtouren verweisen, die von durchschnittlich 20 Teilnehmern wahrgenommen wurden. Zur Pflege der Gemeinschaft und Stärkung der Fitness sei der Wandersport gerade im Alter geschätzt.
Über eine herausfordernde und von strukturellen Veränderungen gekennzeichnete Spielzeit der Handballer berichtete der neue Abteilungsleiter der HSG St. Leon-Reilingen Jonathan Winter. Die zweite Damenmannschaft beglückwünschte er für ihren sensationellen Aufstieg in die Badenliga, während die Herren die Erwartungen nicht erfüllen konnten und im Spielbetrieb eher enttäuschten. Winter setzt darauf, in den kommenden Jahren eine gewisse Stabilität bei den Jugendmannschaften zu erzielen und damit die aktiven Mannschaften mit SpielerInnen aus der eigenen Jugend zu bereichern. Als Freund klarer Worte gab sich HSG-Jugendleiter Joshua Antl zu erkennen. Er monierte massive Probleme bei der Trainergewinnung und sprach von einer alles andere als optimalen Situation bei dem Sorgenkind Jugendabteilung. Um die Trainer-Mangellage zu kompensieren, werde man in Zusammenarbeit mit der SG HoRAN auch im neuen Jahr mit einer Altersspielgemeinschaft an den Start gehen.
Vereinsvorsitzender Georg Salzer bestätigte dringenden Handlungsbedarf: „Wir müssen unser Jugendkonzept neu überdenken und mit viel Spirit gerade im 100. Jahr der Handballabteilung noch einiges bewegen“. Die Handball-Urgesteine Hans Schneider und Ernst Decker zeigten sich von den Vorgängen bei der HSG beunruhigt und „schockiert“, die einen klaren Abwärtstrend befürchten lassen. Schneider rief dazu auf, sich der abzeichnenden Entwicklung entgegen zu stemmen und beispielsweise im Ältestenrat auch den Zusammenschluss mit der HSG zu hinterfragen. Ehrenvorsitzender Dieter Hopf setzte sich dagegen gemeinsam mit Georg Salzer dafür ein, trotz aller gegenwärtigen Dissonanzen die Spielegemeinschaft nicht vorschnell aufzugeben und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
13 neue Ehrenmitglieder ernannt
Als Schlusspunkt der rund 70 Minuten andauernden Zusammenkunft erfuhren 35 langjährige Vereinsmitglieder eine besondere Ehrung. Für ein halbes Jahrhundert Vereinstreue wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt: Ursula Dolezal, Liane Keilbach, Ursula NIedermayer, Renate Römpert, Gabriele Zund-Igbinedion, Elfriede Hofstätter, Traudel Michel, Hans-Jürgen Dolezal senior, Rainer Kief, Helmut Kief, Richard Powik, Ulrich Mattern und Ludwig Krämer. Seit 40 Jahren gehören dem TBG an: Sybille Bertsch, Elke Krämer, Ute Hoffmann, Karin Schneider, Gaby Zacheus, Brigitte Klein, Alexander Schumann, Hans Seifert, Richard Wolf, Heinz Kief und Rudolf Werner. Sie alle wurden mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Für 25 Jahre Mitgliedschaft erhielten die silberne Ehrennadel: Vanessa Werner, Carina Keller, Melanie Veit, Saskia Powik, Marlies Lex-Funk, Ina Menger, Pascal Salzer, Marcus Weick, Michael Brecht, Philipp Schäfer und Frank Reeb. (jd)
Fotos: Volker Hoffmann